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17.02.25 –
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"Rettet die Demokratie" mit Dirk Neubauer
Am 12. Februar 2025 fand in Calw die Lesung und Debatte „Rettet die Demokratie“ mit Dirk Neubauer, Autor und ehemaliger Bürgermeister und Landrat, statt. Die Diskussion zeigte eindrücklich, wie fragil unsere Demokratie ist und warum es gerade jetzt entschlossenen Einsatz braucht.
Demokratie ist kein Selbstläufer
Eröffnet wurde der Abend von Thuy Nga Trinh, unserer Bundestagskandidatin, die aus ihrer politischen Erfahrung in Vietnam und hier in Deutschland berichtete. Sie betonte, dass Demokratie kein Selbstläufer ist, sondern ein ständiger Dialog zwischen Bürger*innen und Politiker*innen erfordert. Gerade in Zeiten des wachsenden Populismus sei es wichtig, dass sich Menschen aktiv engagieren. „Das politische Klima ist angespannt – der Bruch der Brandmauer öffnet Extremismus und Populismus Tür und Tor“, warnte sie. Dadurch könnten zentrale Themen wie Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit in den Hintergrund rücken. Hoffnung gebe ihr jedoch das starke Engagement der Bürger*innen vor Ort, wie sie es bei Marktständen und Diskussionen im Kreis erlebe.
Dirk Neubauer: "Eine gesunde Unruhe kann uns retten"
Dirk Neubauer berichtete von den jüngsten Demonstrationen gegen Rechts in Mittweide, wo 300 Menschen auf die Straße gingen und den riesigen Demos der Rechtsextremen entgegentraten – ein starkes Zeichen für eine kleine Gemeinde. Er verglich diese Zahl mit einer Großstadt-Demo: „200 Menschen in Mittweide sind wie 200.000 in München. Denn Hass und Angst sind hier besonders stark.“
Besonders erschreckend schilderte er seine eigenen Erfahrungen als Bürgermeister und Landrat in Sachsen. Anfeindungen und Angriffe zwangen ihn schließlich, seinen Wohnort zu wechseln. Zwar erhalte er hinter verschlossenen Türen viel Zuspruch, doch die Mehrheit schweige öffentlich. „Eine Hetzjagd stand nicht in meiner Jobbeschreibung“, so Neubauer. Seine Hoffnung setzt er nun vor allem auf die alten Bundesländer, wo er eine „gesunde Unruhe“ spürt, die sich gegen den erstarkenden Extremismus stellt.
Die Macht der Sprache und die Gefahr der Normalisierung
Besorgt zeigte sich Neubauer über die zunehmende Verschiebung der gesellschaftlichen Grenzen durch die Sprache. „Das Unsagbare wird sagbar – und dadurch irgendwann normal“, kritisierte er in Bezug auf Politiker wie Friedrich Merz oder Ministerpräsidenten, die mit extremen Kräften kooperieren oder ihre Rhetorik übernehmen. Eine gefährliche Entwicklung, die nicht unterschätzt werden dürfe.
Wer wählt extreme Parteien – und warum?
Neubauer stellte auch die gängige These infrage, dass AfD-Wählerinnen vor allem abgehängte und enttäuschte Bürgerinnen seien. Seiner Erfahrung nach sei es häufig anders: „Es sind oft auch reiche, wütende Menschen, nicht die sozial Schwachen.“ Er hält nichts von Beruhigungsartikeln, die suggerieren, man müsse nur genug auf sie zugehen – stattdessen brauche es klare Haltung und Gegenwehr.
Strukturelles Versagen und verpasste Chancen
Neubauer sprach auch über seine Zeit als Bürgermeister und den tiefen Vertrauensverlust in die Politik. Fördergelder kämen oft mit so vielen bürokratischen Hürden, dass sie am Ende nicht mehr die Mühe wert seien. Er zog Vergleiche zur Digitalisierung in Estland, die zeige, wie Verwaltung effizienter und bürgerfreundlicher gestaltet werden kann. „Wenn Politik so grandios scheitert, ist es nicht die Schuld Einzelner – es ist multiples Organversagen.“ So hieß sein erstes Buch auch „Das Problem sind wir.“ Ein drittes Buch sein bereits in Arbeit.
Demokratie verteidigen – gemeinsam!
Der Abend machte deutlich: Demokratie braucht aktive Verteidigung. Schweigen und Normalisierung extremistischer Tendenzen sind keine Optionen. Stattdessen braucht es mehr Dialog, Engagement und entschlossenes Handeln – vor Ort wie auf Bundesebene.
Wir danken Dirk Neubauer für seine eindrucksvollen Worte und allen Besucher*innen für die lebhafte Diskussion!
Kategorie
Bildung und Erziehung | Demokratie | Landes- und Bundespolitik
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