Ganztagesgrundschule als zentrale Herausforderung für Kommunen

21.11.24 –

Nadine Baittinger bei der Kreismitgliederversammlung der Grünen

Bei der jüngsten Kreismitgliederversammlung der Grünen widmete sich Nadine Baittinger einem Thema von besonderer Relevanz für die Lokalpolitik: der Ganztagesgrundschule. Im Mittelpunkt stand die Rolle der Kommunen, die als Träger künftig wichtige Verantwortung übernehmen müssen. Hintergrund für den Beitrag ist der ab dem 1. Oktober 2025 geltende Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung in der Grundschule.

Herausforderungen und Chancen auf Bundes- und Landesebene

Baittinger begann mit einer Übersicht der bundesweiten Rahmenbedingungen im Grundschulsystem. Der Lehrermangel bleibt ein zentrales Problem, wenngleich die Situation regional stark variiert. Gleichzeitig besteht weiterhin das Gerechtigkeitsproblem im Bildungssystem: Der schulische Erfolg hängt in Deutschland nach wie vor maßgeblich vom Elternhaus ab. Baden-Württemberg steht hierbei vor besonderen Herausforderungen, da es den höchsten Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund in Deutschland aufweist.

Zur Unterstützung von Kindern mit Deutsch als Fremdsprache und solchen mit schwächeren Startvoraussetzungen stellte Baittinger Programme wie das Sprachfit-Programm vor. Allerdings kritisierte sie, dass die unterschiedlichen Zuständigkeiten und die dafür zu schaffenden notwendigen Lehrerstunden ein Problem darstellen. Für Kinder, die noch nicht schulfähig sind, ist vorgesehen, sogenannten Juniorklassen einzuführen, die ebenfalls zur Bildungsförderung beitragen könnte.

Weitere bildungspolitische Neuerungen wurden ebenfalls thematisiert: So kehrt die verbindliche Grundschulempfehlung für das Gymnasium im Zuge der Wiedereinführung von G9 zurück. Gleichzeitig wird der Werkrealschulabschluss abgeschafft, während die Schulform erhalten bleibt – eine Entscheidung, die bei den Anwesenden auf Unverständnis stieß.

Drei Modelle der Ganztagesgrundschule

Baittinger stellte die drei Modelle der Ganztagesgrundschule vor:

  1. Gebundene Ganztagesschule: Alle Schüler nehmen am Ganztagesunterricht teil, die Kommune trägt die Kosten. Dieses Modell wird als besonders vorteilhaft für mehr Bildungsgerechtigkeit angesehen, da das Einkommen der Eltern nicht entscheidend ist.
  2. Offene Ganztagesschule: Familien können wählen, ob ihr Kind die Ganztagesschule besucht. Die Kosten tragen die Eltern, was die soziale Ungleichheit potenziell verstärken könnte.
  3. Teilgebundene Ganztagesschule: Eine Mischform mit gebundenem und offenem Zug, bei der beide Varianten innerhalb einer Schule angeboten werden.

Unabhängig vom Modell wird die Organisation der Mittagsverpflegung in der Verantwortung der Kommunen liegen.

Die Rolle der Kommunen: Aufgaben und offene Fragen

Für die Kommunen bringt die Einführung oder Erweiterung der Ganztagesgrundschulen umfangreiche Aufgaben mit sich. Dazu gehören die Durchführung von Bedarfserhebungen, die Erarbeitung eines pädagogischen Konzepts, die Abstimmung mit Schulkonferenzen und die Sicherstellung der Kostenübernahme. Baittinger betonte, dass viele dieser Formalitäten bereits jetzt vorbereitet werden, um den Rechtsanspruch ab 2025 fristgerecht umzusetzen.

In der anschließenden Diskussion sprachen sich viele Mitglieder für die gebundene Ganztagesschule als gerechteste Lösung aus. Allerdings gab es Bedenken, ob im ländlichen Raum überhaupt ein ausreichender Bedarf dafür besteht.

Große Zustimmung fand auch die Kritik am Fehlen eines Ethikunterrichts in Grundschulen vonseiten des Publikums, dessen Einführung schon seit Jahren im grünen Parteiprogramm und im Koalitionsvertrag vorgesehen ist. Peter Seimer (MdL) erklärte, dass die Finanzierung eines entsprechenden Angebots durch das Volksbegehren für G9 erschwert wurde, da Mittel für das frühkindlichen Bildungspaket nun fehlen würden.

Fazit

Nadine Baittingers Beitrag verdeutlichte die vielschichtigen Herausforderungen und Chancen, die mit der Einführung von Ganztagesgrundschulen verbunden sind. Die Versammlung zeigte, wie zentral die Rolle der Kommunen bei der Umsetzung sein wird – und wie entscheidend es ist, Bildungsgerechtigkeit in den Fokus zu stellen.

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