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16.10.24 –
Unter dem Titel „Demokratie – können wir darauf verzichten?“ veranstaltete der Verein Menschen Miteinander / Interkultureller Garten e.V. gemeinsam mit Bündnis 90/Die Grünen in Bad Wildbad die erste Lange Nacht der Demokratie. Unterstützt wurde die Veranstaltung von INKA Altensteig und dem SPD-Kreisverband Calw.
Etwa 60 Teilnehmende lauschten zunächst einem eindrucksvollen Vortrag von Ryyan Alshebl, Bürgermeister von Ostelsheim. Er berichtete von der Schein-Demokratie in Syrien, wo nur diejenigen Erfolg haben, die Mitglied in der Regierungspartei sind und die Machthaber lautstark unterstützen. Kritiker müssen mit Verhaftung, Verfolgung oder der Einschränkung ihrer Bildungschancen rechnen. Alshebl, der 2015 nach Deutschland floh, wurde in Ostelsheim für seinen Einsatz bei diesem Neuanfang in Deutschland und sein demokratisches Engagement mit der Wahl zum Bürgermeister belohnt. "In Syrien hätte ich niemals Bürgermeister werden können, da ich nicht Mitglied der Regierungspartei bin. Ich freue mich, in einem demokratischen Land leben zu können”, betonte Alshebl die Bedeutung der Demokratie.
Im zweiten Teil der langen Nacht der Demokratie leitete Hubertus Welt, Vorsitzender von Menschen Miteinander, in den “Denkraum” über. Er verwies auf die wachsende Ablehnung demokratischer Strukturen und die Hinwendung zu Parteien, die diese mit demokratischen Mitteln abschaffen wollen. Viele Bürger fühlten sich von der Politik nicht mehr gehört und kritisierten eine ungerechte Verteilung der Belastungen sowie mangelnde Lösungsansätze für Themen wie Klimaschutz oder Infrastruktur.
In Kleingruppen erzählten die Teilnehmenden, wie sie zur Demokratie stehen, was verbessert werden könnte, und wie man junge Menschen zur Teilnahme motivieren kann. Jeder durfte seine Meinung äußern, ohne unterbrochen zu werden. Die Ergebnisse zeigten ein breites Spektrum an Ansichten: Während Demokratie als beste Staatsform betrachtet wird, gab es auch Bedenken hinsichtlich der Entwicklung. Viele forderten mehr politische Bildung in Schulen und Kitas sowie direkte Demokratieformate wie Bürgerräte.
In der anschließenden offenen Diskussion, moderiert von der Co-Sprecherin des Grünen Kreisverbands, Anke Much, schilderte ein syrischer Familienvater die Gräueltaten des Regimes, darunter seine willkürliche Verhaftung und die monatelange Inhaftierung ohne Anklage. Von seinem ebenfalls verhafteten Sohn fehlt bis heute jede Spur.
Die Teilnehmenden lobten das Diskussionsformat, das es auch ruhigeren Personen ermöglichte, sich einzubringen. Eine Wiederholung der Veranstaltung wurde vielfach gewünscht.
Am Vorabend des Tags der Deutschen Einheit fand die „Lange Nacht der Demokratie“ erstmals in Baden-Württemberg statt – eine Idee, die 2010 in Bayern entstand und inzwischen bundesweit umgesetzt wird.
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